Jahreswechsel & Neuanfang

Vor ein paar Tagen haben wir Silvester gefeiert. Naja … von Feier können wir auch in diesem Jahr nicht wirklich sprechen. Und doch haben viele von uns das Beste daraus gemacht.

Der Jahreswechsel wurde mit der einen oder anderen Zeremonie vollzogen. Mit einem Gläschen Sekt in der Hand: “Prosit Neujahr.“ Das alte Jahr war zu Ende … und quasi über Nacht war das Neue da.

Dabei hat ja nichts aufgehört. Nichts wirklich angefangen. Es geht einfach weiter. Das Leben.

Und doch, steht es so in unseren Kalendern. Daran orientieren wir uns. Handeln danach. Oder wir denken zumindest, das wir das tun sollten.

Überall ist von großen und neuen Vorsätzen zu lesen. Viele sprechen von Zielen, die in diesem Jahr gesteckt werden. Und überall glimmt die Frage auf: Was willst du dieses Jahr erreichen?

Sicherlich ist das wichtig. Es kann ein guter Anschub sein, um in die Puschen zu kommen. Um sich zu motivieren. Um Pläne zu machen. Strukturen zu finden. Resümee zu ziehen.

Aber das funktioniert nur, wenn du diesen Neubeginn auch wirklich fühlen kannst. Sonst bleibt es wieder mal so ein Vorsatz der irgendwo im Sande verläuft. Und mal ehrlich: Wie oft passiert das?

Ich fühle die Energie nicht, die für einen Neubeginn gebraucht wird. Einfach weil es zeitlich für mich nicht passt.

Es ist Winter. Wir sind mittendrin … im Winterschlaf.

Die Natur macht es doch vor. Sie ruht. Spart ihre Energie. Sie regeneriert.

Um dann, wenn die richtige Zeit gekommen ist, gut vorbereitet zu sein. Und das ist sie, wenn es wieder wärmer und heller wird. Im Frühling.

Dann erwacht die Natur und ein neuer Rhythmus beginnt. Mit Leichtigkeit und voller Kraft.

Nur wir Menschen wollen mitten im Winter einen Neubeginn starten. Mutter Natur lacht sich schlapp über uns. Und wir wundern uns, warum es nicht so recht klappen will, mit dem Neustart.

Da frage ich mich:

Wer ist auf so eine blöde Idee gekommen? Und war das eigentlich schon immer so?

Bei einer Recherche für eine Show-Moderation, bin ich vor ein paar Jahren zufällig auf die Antworten gestoßen. Denn tatsächlich war einmal der Frühling auch unser Jahresbeginn.

Unsere Monatsnamen verraten es noch. Die orientieren sich nämlich an den lateinischen Zahlen.

So ist septem die 7!

Demnach müsste der September der 7. Monat sein. Ist er aber nicht, sondern unser 9. Monat.

Octo ist die 8! novem die 9! decem die 10!

Wir sind also irgendwie zeitlich verrutscht.

Wenn wir im März das neue Jahr begrüßen würden, dann würde es wieder passen. Und so ist es auch einmal gewesen. Erst im Mittelalter verbreitete sich im westlichen Kulturraum der 1. Januar als Jahresbeginn. Und orientierte sich damit am Julianischen Kalender von Caesar. Der den Jahresbeginn mit der Amtszeit eines Konsuls verband. Das Konsul war das höchste militärische und zivile Amt. Die Konsuln waren also die Politiker der Römischen Republik.

Schon damals stellte die Politik ihre Machtstrukturen über die Natur und über die Menschen.

Warum kommt mir das so bekannt vor? 

Aber da muss man ja nicht mitmachen.

Bei mir hat diese Information damals ein richtiges “Aha!“ ausgelöst.

Und jetzt setze ich mich nicht mehr unter Druck – mit Neubeginn und Ziel-Etappen.

Ich bin im Winterschlaf und genieße die Ruhe. Und wenn es wärmer und heller wird, bin ich voller Kraft und Energie. Dann kann er beginnen: Der neue Jahres-Rhythmus.

Franka Baddura, 4. Januar 2022

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Ich bin Langschläfer!

Alle Versuche mich zu disziplinieren und als früher Vogel los zu zwitschern sind gescheitert. Der ganze Tag ist dann irgendwie versaut.

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