Vom Sinn und Unsinn der Arbeit
“Lerne leben ohne zu arbeiten und faule dich aus.“
Diese Zeilen sind in Bad Elster, im historischen Naturbad, zu lesen.
Der Text wirkt wie aus der Zeit gefallen. Und ich gebe zu: Man muss ihn erstmal wirken lassen, um den wahrhaftigen Sinn darin zu erfassen.
Faul sein… Das passt so gar nicht in unsere Viel-Beschäftigte Zeit und ist (zumindest in meinem Kopf) eine schlechte Eigenschaft. Wer fleißig ist, wird belohnt. Der Faule jedoch wird bestraft.
Und so habe ich gelernt ein fleißiges Bienchen zu sein.

Doch was fällt eigentlich in die Kategorie “Faulheit” und was in die Kategorie “Arbeit”?
Als Kind wurde ich in der Schule häufig der Träumerei beschuldigt, denn:
Die kleinen Vögel vor dem Fenster, interessierten mich viel mehr, als die Matheaufgaben.
Beim Wandertag schaute ich mir auch gerne die Blumen, die Bäume und die Käfer an.
Und meine Bilder waren nach 45 Minuten Zeichenunterricht einfach noch nicht fertig.
“Und die Franka Stöckmann ist wieder die Letzte!“
Den Singsang meiner Lehrerin habe ich immer noch im Ohr.
Zu verbummelt, zu verträumt, zu langsam. Als guter Jungpionier war man das alles nicht. Dieses Verhalten wurde missbilligt und das Wort “faul“ schwang da irgendwie immer mit.
Als ich 12 war, wurde die Deutsche Einheit gefeiert.
Nach dem das rauschende Fest vorbei war, kam die “De-Industrialisierung“ der DDR.
Betriebe, Firmen, Fabriken wurden über Nacht abgewickelt, das hieß: Sie wurden dicht gemacht. Die Leute waren arbeitslos. Etwas das wir bis dahin nicht kannten.
Arbeitslose gab es in der DDR nicht. Jeder wurde in das sozialistische System eingegliedert. Ob er wollte oder nicht. Das Kollektiv, die Arbeit und die Planerfüllung waren ein wesentlicher Bestandteil im Leben der DDR-Bürger.
Auf einmal galt das alles nicht mehr und die Menschen wurden in zwei Gruppen geteilt:
Diejenigen die Arbeit hatten und diejenigen die keine Arbeit hatten.
Glück hatten die Familien bei denen alles weiterlief… bloß eben mit Westgeld.
Pech hatten diejenigen bei denen das nicht so war.
Von diesen hatten dann wiederum diejenigen Glück, die die Fähigkeit besaßen: Ihr Leben mit Inhalt zu füllen, ganz unabhängig von Erwerbsarbeit.
Wärend im Fernsehen die Jammer-Ossis verlacht wurden, gab es in den folgenden Jahren bei unseren Familientreffen nur noch das Thema Arbeit.
Wer hat Arbeit? Wer hat keine? Wer hat bald keine mehr? Wer hat wieder welche? Usw.
Der Satz der Zeit war: “Hauptsache Arbeit!“
Ein kleiner Satz, in dem so viel ungesagt blieb. Man hätte auch sagen können:
Es ist egal was für ein Scheiß du machen musst und wen das nützt. Hauptsache du verdienst Geld.
Und damit waren die Ossis im Kapitalismus angekommen.

30 Jahre sind seit dem vergangen.
Noch heute scheint es mir, als rechtfertige die Arbeit vieles.
Es ist völlig o.k. anderen, für dubiose Dinge, das Geld aus der Tasche zu ziehen.
Die Gesundheit anderer Menschen zu schädigen. Sich selbst zu schaden. Menschen unglücklich zu machen.
Zu lügen, zu betrügen. Tiere zu quälen oder zu töten.
Die Umwelt kaputt zu machen oder Waffen herzustellen, …
Dafür muss man Verständnis haben. Schließlich machen diejenigen ja nur ihre Arbeit.
Entbindet das davon: Selbst zu denken und moralisch zu handeln? Ist das wirklich so?
Muss ich so eine Rechtfertigung, vorgebracht als Entschuldigung, für ein mieses Verhalten akzeptieren? Oder darf das hinterfragt werden?
Was ist an einer Arbeit, die mit diesem Satz ihre Berechtigung erlangen möchte, wertvoll oder gar sinnvoll? Und sind andere wichtige Tätigkeiten weniger wertvoll, weil sie nicht bezahlt werden?
So viele Menschen leisten wundervolle Arbeit und bekommen kaum gesellschaftliche Anerkennung. Nicht, weil ihre Arbeit nicht wichtig wäre. Das ist sie nämlich, sehr sogar. Sondern weil sie nicht oder nur sehr gering bezahlt wird.
Dabei ist es so wichtig, für unser aller Zusammenleben, dass sich Menschen:
Um andere kümmern. Besondere Fähigkeiten und Fertigkeiten weitergeben. Sich für andere Zeit nehmen und zuhören. Begeistern, Freude bringen oder die Phantasie beflügeln … und da sind wir bei der Kunst gelandet.

Das Jahr 2020 katapultierte mich und viele andere Auftritts- und Showkünstler in die Arbeitslosigkeit. Unserer Kunst wurde zur “Brotlosen Kunst“, denn die Möglichkeit, diese Kunst zu verkaufen wurde schlichtweg verboten.
Untätig bin ich in dieser Zeit trotzdem nicht gewesen. Ich tanzte. Ich hielt mich fit und beweglich. Ich schrieb Geschichten und Texte. Ich malte. Produzierte Videos und Filmmaterial. Und vorallem: Ich feilte an meinen Fertigkeiten. Ich lernte Neues…
Wann ist Arbeit etwas wert?
Ist das Bild das verkauft wird, mehr wert, als das Bild das nicht verkauft wird?
Ist der Tanz vor zahlenden Publikum besser, als der Tanz, den ich für mich alleine tanze?
Ist die Geschichte die ich schon einem Publikum erzählt habe besser, als die die noch in einem Ordner im Computer schlummert?
Ich tue das, was ich tun muss und ich gebe immer mein Bestes.
Dafür brauche ich Zeit und Ruhe. Und diese ganz bestimmte Fähigkeit (die mir zum Glück nicht abhanden gekommen ist):
- Immer noch beobachte ich gerne die kleinen Vögel am Fenster.
- Staune über die Blumen, Bäume und Käfer.
- Träume vor mich hin.
- Und sitze stundenlang über meinen Bildern.

Das ist die gewisse Essenz die ebenfalls in dem alten Vers verborgen steht:
Menschen wollen ihr Leben mit Sinn füllen und nicht allein mit Arbeit.
Das ist es, dass unser Leben lebenswert macht.


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